Eigentlich hab ich gedacht, ich kenne jeden Markt in Bangkok, nachdem ich 14 Monate nonstop zu Fuß in der Stadt unterwegs war. Wie konnte mir nur diese Perle an Thaistreetfood entgehen?
Der Nang Loeng Market, in Bangkoks Altstadt Rattanankosin ist aber auch nicht gerade einfach zu finden, per Zufall vermutlich garnicht. Befindet er sich doch von aussen unsichtbar, hinter einem Häuserblock. Von der hektischen Nakhon Sawan Road laufe ich durch eine dunkle, schmale Gasse zum Markt, und plötzlich, als wäre man in einer Zeitmaschine, stehe ich vor dem ältesten Kino Bangkoks, welches leider nur noch ein verfallendes Holzhaus ist. Zu Hochzeiten spielte hier sogar ein Orchester für die begeisterten Stummfilm-Zuschauer. Ein paar Meter weiter öffnet sich der Weg zu einer luftigen, hohen, mit etlichen Thaiflaggen geschmückten Markthalle. Ich bin früh dran, noch hält sich der Andrang in Grenzen, die Markthändler drappieren ihre Waren sorgfälltig. Es werden Zwiebeln geschnitten, Fische geschuppt und zwischendrin ein paar gierige Katzen verjagt.
Der Nang Loeng Markt öffnete seine Tore bereits 1900, viele der Markstände sind seit Generationen in den Händen der selben Familien, Rezepte wurden von Großmüttern, an Mütter und Enkel weitergegeben, die jetzt die grandiose Thaifood-Tradition am Leben erhalten.
Noch ist Zeit für ein Schwätzchen mit den Standnachbarn, bevor die hungrigen Horden aus dem umliegenden Geschäften und Büros einfallen. Die Stimmung ist gelassen und fast dörflich, nichts deutet darauf hin, dass wir uns mitten in der 12 Millionen Metropole Bangkok befinden.
Die Curries duften zum niederknien, das zu kleinen Pyramiden aufgeschichtete Obst leuchtet im Halbdunkel.
Die Curries duften zum niederknien, das zu kleinen Pyramiden aufgeschichtete Obst leuchtet im Halbdunkel. Wenn ich schonmal hier bin, sollte ich natürlich auch probieren. Zuerst sichere ich dem Reisegefährten und mir einen Platz an den metallenen Tischen im Zentrum der Halle, bevor wir die appetittlich aussehenden Auslagen abschreiten. Meine Entscheidung fällt zugunsten eines Hainan Chicken, der Reisegefährte entscheidet sich für Gaeng Sai Bua Pla Too, ein Kokosnusscurry mit Fisch und Lotuswurzeln. Köstlich!!!
Eine Besonderheit, für die der Nang Loeng Markt berühmt ist, sind seine traditionellen Desserts, die in dieser klassischen Form nur noch selten hergestellt werden. Khao Neow Sang Kaya, in Bananenblätter gerollter Sticky Rice mit Kokosnußpudding z.B., oder eine für unsere Geschmacksnerven ungewöhnliche Variante, deren Namen ich leider nicht mehr weiss, bestehend aus Tapiocamehl mit Kokosnuß und Krabben, gekrönt von geschreddeter Kokosnuß und frischem Koriander. Klingt seltsam, sollte man aber mal probiert haben.
Zum Abschluss gönnen wir uns noch einen frischen Fruitshake, bevor wir uns wieder aus dem gemütlichen Marktleben ins moderne Großstadtgetümmel stürzen. Der unerwartete Ausflug in Bangkoks kulinarische Vergangenheit hat sich wirklich gelohnt. Hoffentlich bleibt den Bangkokern, und uns, diese kleine Perle noch etwas erhalten…
SERVICE
- Nang Loeng Market, Nakhon Sawan Road, Ecke Nakhon Sawan Soi 6. Rattanankosin, Bangkok.
- Über dem Eingang zum Markt ist ein Schild mit goldener Schrift.
- Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 8 -15 Uhr.