Bangkok gilt, meines Erachtens völlig zu recht, als DIE Food-Hauptstadt der Welt. Essen im allgemeinen, das betrifft auch nicht nur Thaifood, ist für Thailänder eine ernste Angelegenheit. Ernst im Sinne von wichtig, lebensentscheidend, erfüllend, identitätsstiftend. Essen, das ist nicht nur Nahrungsaufnahme, das ist Kultur.
Und so bin ich doppelt froh, dass ich ein paar gute Freunde in der Stadt habe, die mich von Zeit zu Zeit mit Tipps in Sachen Restaurants versorgen, oder besser noch, mit denen ich gemeinsam in Bangkok essen gehen kann.
Heute möchte ich euch drei Restaurants vorstellen, die alle eins gemeinsam haben, sie sind, entgegen meiner sonstigen Ausflüge in die Kulinarik, eher auf der schicken Seite. Bedeutet: Kein Streetfood, kein Fastfood, keine schrabbelige Einrichtung, sagen wir gepflegtes Fine Dining, und das hat natürlich auch seinen Preis. Mein Freund Marc und seine Frau Jan leben schon lange in der Stadt, haben beide anstrengende, gut bezahlte Jobs, kochen selber nicht, und gehen viel aus. Die Restaurants ihrer Wahl zeichnen sich durch exzellente Küche und in den vielen Fällen auch eine besonders schöne Einrichtung aus.
An Com An Ca: Elegante Kombination von Stil und Geschmack
Los geht es mit »An Com An Ca«, der Name dieses vietnamesischen Restaurants bedeutet »Iss Reis, iss Fisch« und lässt ahnen, was auf den Teller kommt. Aber das gute Essen ist nur ein Grund diesen Seafoodtempel zu besuchen. Alleine schon der Ort ist eine kleine Sensation: Die elegante, 100 jahre alte Villa im indo-chinesischen Stil, liegt inmitten eines tropischen Gartens im noblen Stadtteil Sathorn.
Wir betreten das wunderschöne Haus am frühen Abend, draussen schüttet es wie aus Kübeln, es ist Regenzeit und die großen, schweren Blätter im Park auf dem Weg zum »An Com An Ca« beugen sich zu Boden vor lauter Feuchtigkeit. Wir schütteln unsere Regenschirme in der Loggia trocken und betreten den eleganten Vorraum des Restaurants, welches die komplette Villa einnimmt. Ich habe sofort das Gefühl, bei Freunden zuhause zu sein. Die nahezu intime Atmosphäre des Hauses kommt auch daher, dass es nicht einen großen Raum / Speisesaal gibt, sondern, wie in einem Privathaus, viele verschiedene, unterschiedlich eingerichtete Zimmer. An den Wänden hängen Plakate aus der Zeit als Vietnam noch Teil des französisch bestzten Indochinas war, überall stehen große Porzellantöpfe mit Pflanzen, der Holzboden knarzt. Hier würde ich sofort einziehen …
Aber wir sind ja zum essen hier, und das Schöne, wenn man mit Freunden essen geht ist ja, dass man viel mehr probieren kann. Wir machen es wie die Thailänder, die Chinesen, die Laoten und natürlich auch die Vietnamesen, alle Gerichte auf dem Tisch sind für alle Gäste.
Wir bestellen uns einmal quer durch die Karte, Frühlingsrollen müssen natürlich auf jeden Fall dabei sein, für mich ein bisschen Tofu, für Marc möglichst viel Fleisch, der Reisegefährte wünscht sich Fisch und Jan mag eigentlich alles. Nach kurzer Zeit biegt sich der Tisch von Köstlichkeiten, alles ist knackfrisch, herrlich ausbalanciert gewürzt und wunderschön angerichtet. Wie schade, dass irgendwann nichts mehr reinpasst….
Sri Trat: klassisches Thaifood auf hohem Niveau
Was die zweite Empfehlung angeht, so handelt es sich um ein klassisches Expat Restaurant, heisst, die Gäste rekrutieren sich fast ausschliesslich aus weissen Bangkokbewohnern der gut verdienenden europäischen oder amerikanischen Community, ich sehe kaum thailändische Gäste. Das ist normalerweise nicht so meins, aber, ich muss es zugeben, das Essen war fantastisch.
Das Sri Trat bewirtet seine verwöhnten Gäste mit klassischer Thaiküche auf hohem Niveau. Es werden kein Kompromisse gemacht, was Aromen oder Schärfe angeht und der Service war vom feinsten, sehr persönlich und aufmerksam. Bei den europäisch anmutenden Preisen muss das aber auch sein. Wer ausnahmsweise keine Lust auf Experimente hat, sich in der Gegend um die Sukhumvit Road wohlfühlt, und bereit ist ein wenig mehr zu zahlen, der wird hier seine Freude haben.
Aunglo by Yangrak: Kreativ und innovativ
Empfehlung Nummer drei ist quasi das Gegenteil vom Sri Trat, zumindest, was das Publikum und den Stil angeht. Das »Aunglo by Yangrak« ist ein Thai-style Izakaya, so steht es auf der Eingangstür. Ein Izakaya in Japan, wo der Begriff herstammt, ist eine Kneipe, in der man auch essen kann. Diese Art Lokal hat meistens eine lange Theke, an der man dem Koch beim zubereiten der Speisen zuschauen kann. An der Theke sitzen man im Aunglo auch, aber diese unglaublich kreative und innovative Küche Kneipenfood zu nennen, wäre eine ziemliche Untertreibung.
Die Teller sehen aus wie kleine Kunstwerke, ich konnte teilweise nicht wirklich erkennen, was ich da vor mir hatte, aber die Überraschungen waren durchweg positiver Natur. Die zeitgenössische thailändische Küche im Aunglo ist von Streetfood inspiriert und die meisten der Gerichte werden über einem Holzkohlenfeuer (auf thai: Aunglo) zubereitet. Es hat mir großen Spass gemacht den jungen, engagierten Köchen bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Begeistert war offensichtlich auch der Guide Michelin, der den Newcomern einen Bib Gourmand verliehen hat, und sie sehr wohlwollend auf seiner Website erwähnt.
Mein Dank geht an Jan und Marc, die den Reisegefährten und mich an ihren kulinarischen Entdeckungen teilhaben lassen.
Und wer leider keinen Marc und keine Jan in Bangkok hat, und meine Tipps alle schon ausprobiert hat, der kann sich bestens inspirieren lassen beim Lesen des BK Magazins. Dieses gehobene »Stadtmagazin« ist immer auf dem neuesten Stand was gutes Essen in Bangkok angeht.
Service
- »An Com An Ca«
58 Soi Ngam Du Plee, Sathorn, Bangkok
Reservierung wird erbeten
instagram
Achtung, mittlerweile hat das »An Com An Ca« diverse Ableger in schicken Shopping Malls. Meine Empfehlung gilt für das Restaurant in Sathorn. - »Sri Trat«, Restaurant & Bar
90 Sukhumvit 33, Bangkok
Reservierung unter: +66 2 088 0968
instagram - »Aunglo by Yangrak«
6/8, Decho Road, Suriyawong, Bang Rak, Bangkok
Reservierung wird empfohlen, es gibt nur wenige Plätze.
Telefon: +66 98 965 5996
instagram