Tempel: Buddha trifft Mickey Mouse

Wat Pariwat in Bangkok, Mickey Mouse und Pinocchio

Habt ihr schonmal vom David Beckham Tempel gehört? Es soll ja Menschen geben, die glauben, sie haben in Bangkok schon alles gesehen, was man sehen muss. Ich gestehe, nachdem ich mittlerweile vermutlich insgesamt mehrere Jahre in der Stadt verbracht habe, hatte ich das auch gedacht. Falsch gedacht. Natürlich kommen auch immer wieder neue sehenswürdige Orte dazu, von der unglaublich innovativen Gastroszene mal ganz abgesehen. Es werden sogar neue Tempel gebaut, oder besser gesagt umgebaut. Und von so einem relativ neuen Tempel möchte ich heute berichten. Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich schreibe, ich habe hunderte Tempel in Thailand besucht, dabei waren auch reichlich ungwöhnliche, wie der weiße Tempel in Chiang Rai »Wat Rong Khun«, oder auch der Kuan Yin Tempel im Bangkoker Stadviertel Ladprao, aber der »Wat Pariwat Ratchasongkram«, oder auch genannt der »David Beckham« Tempel spielt in einer ganz eigenen Liga. 

Der Weg ist das Ziel

Ein, für mich zumindest, nicht unwichtiger Teil des Sightseeings in fremden Städten ist ja oft auch schon die Anreise. Und da kann der Wat Pariwat in jedem Fall punkten, ziemlich im Süden der Stadt, direkt am Chao Praya gelegen, führt uns die Anreise durch Gegenden in denen wir noch nie waren. Wenn man hier niemanden kennt, oder beruflich etwas zu erledigen hat, verschlägt es einen wohl eher nicht nach Bang Phong Phang. Aber wir nehmen die »scenic route«, mit dem Orange Flag Boat schippern wir ganz gemütlich bis zur Station Saphan Thaksin und nehmen von da aus ein Tuk-Tuk in Richtung Süden.

Wir nehmen die »scenic route«, mit dem Orange Flag Boat schippern wir ganz gemütlich bis zur Station Saphan Thaksin und nehmen von da aus ein Tuk-Tuk in Richtung Süden.

Ich bin nicht so ein ganz großer Fan von Tuk-Tuks, oftmals eher klassische Touristenfallen, es ist laut und nicht sehr gemütlich. Aber in diesem Fall muss ich alle Vorurteile revidieren, unser reizender Fahrer war offenbar so begeistert, dass wir uns für den Wat Pariwat interessieren, dass er uns nicht nur einen sehr guten Preis gemacht hat, er fährt auch sehr ordentlich, wenn auch ganz schön schnell. Das Ganze hat ein wenig etwas von Raupenbahn fahren auf der Kirmes (die älteren Leser werden sich vielleicht noch erinnern…) Schlussendlich landen wir sehr gut gelaunt und durchgeschüttelt direkt vor dem Eingang des Wat Pariwat.

Wat Pariwat: Ein Gesamtkunstwerk

Schon die Umgebung des Tempels ist einigermassen skurril, direkt neben den beiden Ubosots (Ordinationshallen für die Mönche) liegt ein ziemlich gigantischer, moderner Hochhaus Block. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Doch was genau macht diesen Tempel so besonders? 

Wat Pariwat in Bangkok

Auf den ersten Blick ist das garnicht auszumachen. Es ist das Design und das Dekor der Gebäude, und zwar innen wie aussen, die mich sprachlos vor Staunen macht, soviel Farbe, soviel Fantasie. Die Devise der unglaublich kunstfertigen Gestalter war offensichtlich, kurz gesagt, Buddhist Tempel meets Pop Culture. Wenn man von weitem auf die beiden Gebäude zuläuft, sehen sie aus wie ein ganz gewöhnliches thailändisches Wat. Aber je näher man kommt, desto weniger traut man seinen Augen.

Wat Pariwat in Bangkok, Che Guevara

Ist das wirklich Che Guevara, der aus hunderten farbigen Mosaiksteinchen gefertigt unter dem Dach trohnt? Ja, er ist es. Neben Donald Duck, Pinocchio, Superman, Pikachu, Mickey Mouse, Popeye und nicht zu vergessen, unzähligen Monstern aus »Herr der Ringe« und anderen Fantasy Romanen. Klingt schräg, ist es auch, aber auch wahnsinnig beeindruckend, weil die Künstler, die diese Wesen geschaffen haben, wissen was sie tun.

Wat Pariwat in Bangkok, Popeye
Wat Pariwat in Bangkok, Picachu
Wat Pariwat in Bangkok
Wat Pariwat in Bangkok
Wat Pariwat in Bangkok

Natürlich ist es kitschig, aber gleichzeitig auch grandios ob seiner Dimensionen. Das ist Überwältigung als Stilmittel, vielleicht vergleichbar mit barocken Kirchen in Bayern, nur viel bunter, und natürlich weniger sakral. Da hatte jemand einen Plan, den er mit großer Akribie in die Tat umsetzt. Angeblich war der mächtige buddhistische Klerus nicht ganz so begeistert wie wir.

Wat Pariwat in Bangkok
Wat Pariwat in Bangkok

Das Gesamtkunstwerk ist auch noch nicht fertig, hinter langen Plastikplanen, sitzen im Schatten sehr geduldige Kunsthandwerker*innen, die sich leider nicht fotografieren lassen wollten, und setzen Steinchen für Steinchen die Vision ihres Meisters um. 
Den goldenen David Beckham haben wir übrigens nicht gesehen, er befindet sich in einem anderen Gebäude, welches bei unserem Besuch geschlossen war. Aber das macht garnichts, in Sachen Skurilität sind wir nun wirklich genug auf unsere Kosten gekommen.

Was allerdings wirklich erstaunlich ist, es ist Ende November, die Sonne lacht vom Himmel, und wir sind die einzigen westlichen Besucher. Alle anderen Menschen besuchen diesen besonderen Ort zum beten und um Opfer darzubringen, wie in jedem anderen thailändischen Tempel auch.

Service

  • Wat Pariwat
    737 Soi Rama III 30, Rama III rd, Bang Phongphang, Yan Nawa, Bangkok
  • Anreise: Entweder mit dem Tuk-Tuk ab Saphan Thaksin, oder mit dem Linienbus (BRT Bangkok) ab Sathorn bis Station Wat Pariwat (Haltestelle B7)

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