Sich in Bangkok von einem Punkt zum anderen zu bewegen kann eine immense Herausforderung sein, es ist sehr heiss, es ist je nach Tageszeit sehr voll, und so richtig verstehen tut man die Spielregeln nach denen das Chaos funktioniert auch nicht. Deswegen gibt es hier einen Überblick über alle potentiellen Verkehrsmittel in Bangkok auf einen Blick.
1. Zu Fuß unterwegs
Speziell wir Deutsche haben ja zum Strassenverkehr eine ganz besondere Einstellung, da gibt es REGELN. REGELN sind dazu da, dass sie eingehalten werden. Das sieht man in anderen Ländern durchaus flexibler, z.B. in Thailand, hier gilt: Rücksicht ist was für Schwächlinge…. Der Fussgänger ist immer schwächer und hat leider Pech gehabt.
Heißt im Klartext, Zebrastreifen und Fussgängerampeln sind reine Dekorationsartikel. Auch Bürgersteige, wenn es denn welche gibt, dienen eher dazu Gegenstände abzustellen und Löcher zu buddeln (ohne Absperrung selbstverständlich) oder darauf mit dem Moped den Stau zu umfahren… Also bitte Augen aufhalten und sich nie auf vermeintliche Verkehrsregeln verlassen. Die Thailänder, die es sich leisten können, würden im übrigen niemals freiwillig zu Fuss gehen, das tun nur Touristen und arme Leute.
2. Tuk-Tuk fahren
Meines Erachtens nicht so eine richtig gute Idee. Ich persönlich würde vom Tuk-Tuk fahren eher abraten, zum einen bekommt der Fahrgast eine kräftige Portion Abgase ab und zum anderen sind die Fahrer echte Schlitzohren.
Mit dem Tuk-Tuk zu fahren kann durchaus Spaß machen, muß aber nicht. Der Tourist wird meistens für ein laufendes Portemonaie gehalten und zahlt aberwitzige Preise, die meistens weit über denen eines klimatisierten Taxis liegen, wenn er denn sein Ziel überhaupt erreicht und nicht beim Cousin des Fahrers zum Kauf eines, selbstverständlich antiken Buddhas aus echter Jade genötigt wird.
Aber man kann auch Glück haben und einen ganz reizenden Fahrer haben, der es wirklich gut mit einem meint. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit relativ gering, dass so ein Tuk-Tuk Fahrer ausgerechnet vor dem Königspalast rumsteht. Das passiert einem eher in Gegenden, wohin sich nur selten Touristen verirren.
3. BTS (Skytrain), Metro
Für eine ca. 12 Millionen Einwohner zählende Metropole ist der öffentliche Nahverkehr in Bangkok nicht wirklich gut ausgebaut, vergleicht man ihn z.B. mit mit anderen asiatischen Großstädten wie Tokyo oder Seoul. Aber Besserung ist auf dem Weg. Von zwei Skytrainlinien (BTS), das ist die Linie auf den gigantischen Betonstelzen, und einer U-Bahnlinie (MRT) im Jahr 2010, hat sich das System deutlich erweitert auf vier U-Bahnlinien. Ausserdem wurden die beiden BTS-Linien erheblich verlängert. Auch die beiden Flughäfen sind mittlerweile mit der Bahn erreichbar. Weitere Strecken sind im Bau. Hier ein Plan, der alle aktuellen Linien zeigt. Auch Chinatown und die Altstadt Rattanankosin sind jetzt sehr komfortabel mit der Metro erreichbar.
Der Skytrain ist für mich, je nachdem wo ich hin will, die praktischste Wahl. Immer auf Tiefkühltemperaturen klimatisiert, in kurzen Abständen getaktet, immer sauber. Nur während der Rushhour wird es soooo voll, dass man die Arme nicht mehr heben kann. Aber das wunderbare an der thailändischen Mentalität ist ja, dass einem Niemand auf die Pelle rückt. Bei mehrtägigen Aufenthalten in der Stadt bietet sich im übrigen eine aufladbare Karte an, bekommt man an den Stationen direkt, die einem das Schlangestehen am Kartenautomaten erspart.
4. Taxi
Taxi fahren in Bangkok ist spottbillig und recht komfortabel, weil immer klimatisiert, die Wagen sind topgepflegt, weil kein Thai in ein dreckiges, oder verbeultes Auto einsteigen würde. Die allermeisten Fahrer verstehen und sprechen genug englisch, hilfreich ist bei komplizierten Adressen aber auch immer eine Visitenkarte mit dem Ziel.
Die Prozedur läuft folgendermassen ab: man winkt am Strassenrand einen Wagen ran (am besten die pinke oder gelbe Variante). Der Fahrer hält, man öffnet die Tür und nennt sein Ziel. Jetzt wird es spannend, kennt der Fahrer das Ziel und signalisiert Interesse, könnte man theoretisch einsteigen. Nennt er allerdings sofort den Endpreis, NICHT einsteigen, dann zieht er einen über den Tisch. Immer nur mit Meter fahren, alles andere ist Betrug!!! In Zeiten heftiger Staus oder gar bei Regen ist die grösste Kunst überhaupt ein Taxi zu finden, und zum halten zu bringen, manchmal haben die Fahrer auch einfach keine Lust auf komplizierte Ausländer.
Eigentlich sind die Taxifahrer gesetzlich verpflichtet jeden Gast mitzunehmen, aber wie das eben ist mit den Regeln (siehe Artikel 1). Grundsätzlich ist Taxi fahren in Bangkok eine feine Sache, nur auch da gilt während der Rushhour lieber nicht. Ich hab schonmal eine geschlagenen Stunde im Fond gesessen ohne dass sich der Wagen auch nur einen Milimeter bewegt hätte….
5. Mopedtaxi
Mopedtaxis sind eher was für die Einheimischen oder mutige Expats. Da in Bangkok der öffentliche Nahverkehr nur die Hauptstrassen bedient, und die zum Teil ewig langen Nebenstrassen, genannt Sois, eben nicht, nimmt man sich an der Ecke eben ein Moped, welches einen bis vor die Tür bringt. An tausenden Ecken der Stadt versammeln sich junge Männer und teilweise auch Frauen, erkennbar an ihren leuchtend farbigen und nummerierten Westen, um die Bewohner der Seitenstrassen für meist nicht mehr als 20-30 Baht nach Hause zu kutschieren.
Das ist eine sehr praktische Angelegenheit, die ich auch regelmässig genutzt habe, wenn einen nicht stört, dass nur der Fahrer einen Helm trägt. Von längeren Strecken auf den vielbefahrenen Hauptstrassen würde ich dringend abraten, die Damen und Herren fahren meist recht sportlich. Da mein Reisegefährte und ich beide eher schmale Figuren sind, durften wir manchmal auch zu zweit hintendrauf…. no risk no fun ….
6. Bus
Busfahren in Bangkok war vor Jahren noch etwas für ausgesprochene Spezialisten und Liebhaber des Abenteuers, aber das hat sich in Zeiten von digitaler Navigation erheblich vereinfacht. Fast alle Strecken sind mittlerweile auf Google Maps verzeichnet, und bei Eingabe von Start und Ziel in der App kommt man auch zuverlässig an. Es gibt abertausende Busse, hunderte verschiedenen Linien, öffentliche wie private, grosse Linienbusse mit Holzfussboden, Ventilator und ohne Fensterscheiben oder selbstverständlich auch komfortable, klimatisierte Busse.
Gezahlt wird immer an Bord, Kleingeld zu haben ist hilfreich. Allen Linien gemein ist, das sie in den allermeisten Fällen sehr zuverlässig sind, so gut wie nichts kosten und es je nach Linie und Tageszeit echt Spass machen kann damit zu fahren. Nirgendwo ist man dichter dran am normalen Leben der Bangkoker. Busse sind in jedem Fall mein absolutes Lieblings-Verkehrsmittel in der Stadt.
Eins noch, halten tun die Busse nur, wenn man nach ihnen winkt, sonst fahren sie durch und wenn sie halten, dann nur für Sekunden, wer zögert hat Pech gehabt, das gilt fürs ein – wie fürs aussteigen.
7. Khlong Saen Saep Boat
Mein mindestens zweit liebstes Verkehrsmittel in der Stadt, welches überdies noch den Vorteil hat, völlig unabhängig vom Strassenverkehr zu sein, ist das Khlong Saen Saep Boat. Ursprünglich war ganz Bangkok von einem dichten Netz an Kanälen durchzogen, ähnlich wie Venedig. Nach und nach haben die Stadväter diese zugunsten von asphaltierten Strassen zuschütten lassen. Was ein grosser Fehler war, wie man jeden Nachmittag ab fünf Uhr schmerzhaft bemerkt, wenn man mal wieder im Stau steht.
Übriggeblieben ist nur noch ein befahrbarer Khlong (Kanal), zumindest auf dieser Seite des Chao Praya. Und auf diesem ziemlich verdreckten Gewässer knattern mit einem Affenzahn grosse Boote entlang, die, genau wie die Busse, nur sekundenlang an den Haltestellen halten. Es ist ohrenbetäubend laut, der Khlong stinkt auch ganz schön, je nach Jahreszeit, es geht vorbei an den Rückseiten von Wolkenkratzen und rottigen Holzhäusern mit frischer Wäsche vor den Fenstern, es ist herrlich, ich liebe es.
Es gibt insgesamt zwei Linien, allerdings auf dem gleichen Khlong, die Golden Mount Line mit 6 Stationen und die NIDA Line mit insgesamt 24 Stationen. Beide Linien treffen sich an der Haltestelle Pratunam, wo man von einem Boot ins andere umsteigen und weiter fahren kann. Die eine der beiden Endstationen liegt übrigens genau unterhalb des Golden Mount und damit sehr praktisch für einen Altstadtbesuch. Gezahlt wird direkt an Bord.
8. Chao Praya Express / Orange Flag Boat
Variante 2 in Sachen Boot fahren, ist das Orange Flag Boat, so genannt, weil auf seinem Dach eine dreieckige orange Flagge weht. Es gibt noch diverse andere Linien, mit anderen Farben, aber die orange ist die am häufigsten fahrende und praktischste. Diese Linienbusse auf dem Wasser befahren den grossen Strom, den Chao Praya, und sind eine perfekte Möglichkeit sich einen wunderbaren Überblick über diese grandiose Stadt zu verschaffen. Alle wichtigen Ziele sind perfekt erreichbar, und die Aussicht von der Mitte des Flusses auf Tempel und Gewusel am Ufer macht mich immer wieder sprachlos vor Glück. Ich hab mich schon einfach nur zum gucken aufs Orange Flag Boat gesetzt, und bin von Sathorn ohne Ziel zur Endstation Nonthaburi gefahren, und wieder zurück. Die Stationen kann man übrigens ebenfalls auf Google Maps finden.
Eine Besonderheit gibts noch, direkt am Fuss der Treppe im Eingangsbereich des Boots, ist der Bereich für Mönche. Sollten heilige Männer an Bord sein, was ziemlich wahrscheinlich ist, hat man ihnen unbedingt Platz zu machen. Ach ja und nochwas, die Boote fahren nur bis Abends um sieben, gezahlt wird auch hier vor Ort.
9. Grab
Eine sehr komfortable Neuerung, im an Möglichkeiten nicht gerade armen Verkehrssystem von Bangkok ist GRAB. Alle meine Bangkoker Freunde fahren Grab. Das Prinzip ist einfach, ein privater Fahrer oder eine Fahrerin fungiert wie eine Art Taxifahrer, buchbar über die Grab-App. Das hat den Vorteil, besonders auch für alleinreisende Frauen, dass der/die Fahrende registriert sein muss, und es in der App nachvollziehbar ist, wo er oder sie langfährt. Verständigungsschwierigkeiten fallen weg, weil man das Ziel in die App eingeben muss, und auch die Kosten sind transparent.
10. Orientierung / Straßennamen
Und jetzt noch ein Hinweis zur grundsätzlichen Orientierung in der Megacity Bangkok.
Ein bestimmtes Ziel in der Stadt ausfindig zu machen kann ganz schön tricky sein. Die Art der Strassenbezeichnung weicht deutlich von der uns in Europa bekannten ab. Hauptstrassen haben in Bangkok einen Namen, wie z.B. Pahonyothin, diese Strassen können endlos lang sein, manche verlaufen mehrere hundert Kilometer bis zu Landesgrenze. Um sich also orientieren zu können, auf welcher Höhe der Strasse das Ziel liegt, haben die Thais den Nebenstrassen, also die, die direkt von der Hauptstrasse abgehen, Nummern gegeben.
Diese Nebenstrassen, oder auch Gassen werden Soi genannt. Ich z.B. hab in der Pahonyothin Soi 10 (SOI wie in SOIBLOSSOM) gewohnt. Eine Strassenseite hat gerade Nummern, die gegenüberliegende Seite hat die ungraden Nummern, und damit das ganze nicht zuu einfach wird, liegt unter Umständen die Soi 10 einige Kilometer nördlich oder südlich der Soi 9 auf der anderen Strassenseite, manchmal aber auch nicht. Und dann gibt es noch die Sub-Sois, mit anderen Worten, die Sache ist schwierig….und die Sache mit den Hausnummern hab ich zumindest auch nach Monaten nicht begriffen und das konnte mir interessanterweise auch kein Thai erklären…. Reisen ist halt Abenteuer, und wenn man sein Ziel auch beim besten Willen nicht findet, findet man vielleicht was anderes Schönes, von dem man garnicht wusste, dass es existiert.