Die folgende Geschichte ist quasi die Gründungsgeschichte dieses Blogs. Wie kam es eigentlich dazu, Hamburg zu verlassen und für mehr als ein Jahr nach Bangkok zu gehen? Im Laufe der folgenden Monate ist dann die Idee zu Soiblossom entstanden, ich wollte schon damals meine vielen wunderbaren Entdeckungen mit interessierten Lesern teilen. Mittlerweile ist das 14 Jahre her, und als der nun folgende Text entstand, hatte ich noch nicht die leiseste Ahnung, was alles Großartiges auf mich zukommen würde …
Es ist Herbst, es weht heftig, der Reisegefährte und ich absolvieren unseren Sonntagsspaziergang unter bleigrauem Himmel die Elbe entlang, als plötzlich die Frage im Raum steht: Wollen wir eigentlich für den Rest unseres Lebens in Hamburg bleiben?
Nein, wollen wir nicht! Aber wenn nicht hier, wohin dann? Wie wäre es mit Berlin, wirft der Reisegefährte ein… mh, nein. Wenn es nach mir geht, dann nicht nach Berlin. Wenn schon weg, dann will ich etwas ganz Fremdes, wo es definitiv anders aussieht, anders riecht, und vor allem anders schmeckt.
Vielleicht nach Asien? Jaaaa!!! Aber Asien ist groß. Mal überlegen…
Die kommenden Wochen und Monate verbringen wir mit Vorschlägen, Abwägungen und neuen Vorschlägen. Der Plan ist ein Jahr die Wohnung in Hamburg unterzuvermieten, und dann mit kleinem Gepäck los. Die Eckpunkte sind: Großstadt, Wohnung mieten, Rumreisen. Und Arbeiten? Möglich, aber nicht zwingend. Nur wohin? Wie wäre es z.B. mit Hongkong? Sehr gerne, aber viel zu teuer! Hanoi? Sehr hübsch, aber unter der aktuellen Regierung schwierig mit dem Visum für ein Jahr. Tokio? Och nööö. Shanghai? Sehr spannend, aber vielleicht etwas zu stressig… So geht es ewig hin und her… Und schliesslich: Bangkok? Warum eigentlich nicht Bangkok? Wenn ich ganz ehrlich bin, fand ich die paar Tage stopover immer nur so halb gut…, aber vielleicht sollten wir der Stadt eine zweite Chance geben.
Ein paar ausschlaggebende und rationale Gründe für unser Jahr in Bangkok:
- Die Lebenshaltungskosten in Thailand sind für uns Deutsche wirklich überschaubar,
vor allem unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass wir eventuell ein Jahr nicht arbeiten. - Bangkok verbindet für uns das Beste aus zwei Welten: neben der uns fremden thailändischen Kultur, beherbergt Bangkok eine riesige Expat Gemeinde, die bei Bedarf die Sehnsucht nach europäischem Leben stillen kann.
- Man kommt als Ausländer mit Englisch verhältnismässig gut zurecht.
- Weil die Stadt ein Hub für Reisen durch ganz Asien ist, sind die Verkehrsverbindungen in alle Himmelsrichtungen ausgesprochen gut.
- Die Thais sind Fremden gegenüber grundsätzlich erstmal positiv eingestellt.
- Das Essen ist fantastisch!!!!!
Bei so vielen guten Argumenten können wir nicht nein sagen…
Nachdem wir unserem gesamten Freundeskreis von unseren Plänen berichtet haben, ergibt sich noch ein weiterer guter Grund. Wie sich erst jetzt herausstellt, war ein Freund lange Jahre mit einem Thailänder liiert und bietet an, uns mit seinem Freund zu vernetzen.
Die Entscheidung ist gefallen, wir werden für 12 Monate nach Bangkok gehen.
Einige Monate später, die Wohnung ist untervermietet, alle persönlichen Sachen sind in ganz schön vielen Kartons im kleinsten Zimmer bis zur Decke gestapelt. Ich bin total mit den Nerven runter, erkältet, überarbeitet und jetzt steht auch noch Weihnachten vor der Tür.Aber auch das ist irgendwann vorbei und der heiß ersehnte Abreisetag rückt immer näher. Die Nervosität steigt, Szenen aus ‚Goodby Deutschland‘, der Auswanderersendung auf RTL, wandern durch meine Träume. Was ist, wenn das alles eine totale Schnapsidee war?
Das Einzige was sicher ist, wir haben ein Hotel für die erste Woche, sonst nichts… Zu wissen man springt ohne zu wissen wie und wo man aufkommt, ist aufregend und beängstigend gleichzeitig. Schliesslich bin ich ja auch keine 20 mehr und lasse ein gut funktionierendes Freelancer-Berufsleben für ein Jahr hinter mir.
Zweiter Januar, es sieht am Hamburger Flughafen tatsächlich aus wie bei ‚Goodby Deutschland‘ in jeder Folge gezeigt. Freunde und Familie sind gekommen um uns zum Abschied zu winken. Ich hab einen dicken Kloß im Hals. Die ganze Szenerie fühlt sich irgendwie unwirklich an. Jetzt gibt es kein Zurück mehr!
Dritter Januar, nach traumlosem Schlaf wachen wir, total verjetlaggt, im geschmacklos eingerichteten Hotelzimmer auf (was ich nicht wusste, das Hotel liegt mitten im berühmten Redlight District der Stadt ). Vor den Fenstern eine brodelnde Megacity und ich kann es noch garnicht glauben: Wir wohnen jetzt hier!
Das Abenteuer beginnt….
Habt ihr auch schon mal ans Aussteigen auf Zeit gedacht? Wo würdet ihr hingehen?