Chili: 5 Mythen über Schärfe

5 Mythen über Schärfe

Mit ein Grund, warum wir alle so gerne nach Thailand reisen, ist eindeutig das fantastische Thaifood. Aber was das Essen in Thailand angeht, so gibt es ganz offensichtlich zwei verschiedene Fraktionen, diejenigen, wie mich, die ihre Currys und Salate gerne so original wie möglich haben. Und die anderen Menschen, denen das Thaifood schlicht zu scharf ist. Um die legendäre Schärfe im Thaifood ranken sich diverse Mythen….

Mythos Nummer 1: Alle Thais essen scharf und es macht ihnen garnichts aus.

Das stimmt definitiv nicht!

Mein Freund Grit, geboren und aufgewachsen in Bangkok, und auch liebevoll »das Foodmonster« genannt, isst zwar für sein Leben gerne scharf, leidet aber sicher nicht weniger als unsereiner. Er läuft puterrot an und es stehen ihm jede Menge Schweissperlen auf der Stirn, manchmal könnte man den Eindruck haben, er wäre der Ohnmacht nahe, aber es geht ihm gut dabei. Von ihm weiss ich z.B. auch, dass die Thais ihre Kleinkinder definitiv nicht mit Chilis aufziehen, thailändische Kinder bekommen mildes, eher ungewürztes Essen und werden erst langsam Schritt für Schritt an die Schärfe herangeführt.

Und da sind wir auch schon bei Mythos Nummer 2: Entweder man kann Schärfe ab, oder eben nicht.

Stimmt so nicht!

Man kann Schärfe trainieren, die Geschmacksnerven gewöhnen sich erstaunlicherweise dran. Das brutal scharfe grüne Curry, was einen bei der Premiere noch nach Luft japsen lässt, wird einen bei der zweiten oder dritten Wiederholung schon nicht mehr so erschrecken. Das macht doch Mut! Und ich kann es aus eigener Erfahrung auch nur bestätigen.

Mythos Nummer 3: Von scharfem Essen wird einem noch wärmer.

Ganz falsch!

Im Gegenteil, dadurch das der Körper nach dem Genuss von jeder Menge Chilis im Essen massiv anfängt zu schwitzen, wird gleichzeitig die Haut gekühlt. Solltet ihr mal ausprobieren!

Mythos Nummer 4: Scharfes essen ist ungesund.

Stimmt ganz und garnicht, auch hier stimmt eher das Gegenteil.

Die kleinen gemeinen Chilis stärken sogar die Abwehrkräfte, sie enthalten dreimal so viel Vitamin C wie Zitrusfrüchte. Sollten wir unglücklicherweise Krankheitserreger im Magen haben, werden sie unter Umständen durch den Verzehr von scharfem Essen abgetötet. Es hilft also eher gegen das übliche Magen-Darm-Grummeln auf Reisen. Und, super klasse! Chilis machen glücklich! Das in Chili enthaltene Capsaicin bewirkt ein Brennen im Mund. Um den Schmerzreiz zu lindern, schüttet unser Körper Adrenalin und Endorphine aus. Yipphie! Mehr Chili bitte!!!! Chilis haben sogar antibakterielle Eigenschaften. Soll heissen, Lebensmittel, die mit Chili gewürzt werden, halten deshalb auch länger. Also macht es durchaus Sinn, in Ländern wie Thailand, wo die Temperatur mitunter 40 grad Celsius überschreiten, die Currys ordentlich scharf zu machen!!!

Mythos Nummer 5: Schärfe ist man hilflos ausgeliefert.

NO!

Ich gestehe, da gehen die Experten Meinungen auseinander, manche Chili-Freunde schwören auf kalte Milch, zum Lindern des schlimmsten Brennens im Mund, andere bevorzugen Weissbrot, weil es die Schärfe förmlich aufsaugt. Beliebt ist auch die Variante, zuerst Brot, dann Milch. Was am besten hilft, muss jeder für sich ausprobieren! Es spricht also definitiv garnichts gegen den Genuss von scharfem Thai-Curry!!!!! Aroy mak mak! Aber, wem es so scharf nicht schmeckt, dem sei der wichtige Satz »mai sai pet« ans Herz gelegt, heisst: »ich möchte mein Essen bitte nicht so scharf«

Zum Abschluss dieses leckeren Themas noch eine kleine Reiseanekdote. Vor Jahren, irgendwo in der thailändischen Provinz, der Reisegefährte und ich sitzen, ganz idyllisch in einem Restaurant und studieren die Speisekarte. Die letzten Zeilen, des ansonsten ganz leidlich auf englisch übersetzen Menüs, stehen da nur auf thai. Warum fragen wir zuerst uns, und dann auch die Kellnerin. Ihre Antwort spricht für sich: »No tourist!« Aha??? Der Reisegefährte insistiert auf der Bestellung, ohne zu wissen, was da auf ihn zukommt…. Ein grossartig duftendes Curry wird gebracht, und plötzlich sind alle Kellner verschwunden…. Der Mann schiebt sich den ersten Löffel in den Mund und schnappt instinktiv nach Luft, er wird zuerst blass, dann puterrot, und hustet und hustet, heiliges Kanonenrohr ist das scharf… Wir vernehmen ein leises Kichern, hinter einer Säule stehen die Kellner und beobachten die Szenerie…. NO TOURIST… jetzt wissen wir warum!