Bahnfahren in Thailand: Ganz entspannt durchs Land bummeln

In diesem Text geht es ums Bahnfahren in Thailand. Er richtet sich an Reisende im wahrsten Sinne des Wortes, und weniger an Menschen, die schnell von A nach B wollen. Im folgenden geht es nicht um Fahrpläne, Streckennetze, Zugnummern, nicht um Technik, Abfahrtszeiten und Pünktlichkeit. Dafür gibt es genug gut informierte, bloggende Kolleg*innen und natürlich den wunderbaren Richard Barrow, in Bangkok lebenden Zug Enthusiasten. Mir geht es eher um eine besondere Form des Unterwegs seins. 

Ich will ehrlich zu euch sein, ich schreibe hier ja keinen Katalogtext, ursprünglich war mein Plan zwischen Bangkok und Padang Besar an der malayisch-thailändischen Grenze, eine Strecke in einem Rutsch mit dem Nachtzug zu fahren, nachhaltig und schön im klimatisierten Schlafwagen, aber manchmal hat das Leben andere Pläne. Also bin ich von Bangkok nach Penang geflogen und zurück mit dem Zug gefahren, aber tagsüber, und auch nicht klimatisiert…

Aber von vorn. Wann immer man als Deutscher übers Bahnfahren nachdenkt, stellt sich früher oder später eine latente Form der Aggression ein, jeder, wirklich jeder, kann finstere Geschichten über gestrandete Züge, nicht stattfindende Kommunikation und trotzdem horrende Preise zum Thema beisteuern, aber….. ich muss jetzt auch mal was Positives sagen, zumindest das Reservieren von Tickets, ist in Deutschland doch tatsächlich ganz komfortabel, ob der Zug dann auch fährt, ist wieder eine ganz andere Geschichte. 

Wie komfortabel, merkt der Reisende im Ausland, wenn es eben keine funktionierende App der Bahn gibt, zumindest keine für Touristen. Ich gestehe, ich hatte mir das alles, noch in Deutschland am Schreibtisch sitzend, etwas simpler vorgestellt: Ich such mir online die Verbindung raus und schwupps hab ich ein Ticket für den Schlafwagen inklusive Platzreservierung, nun ja….

Dazu muss man wissen, dass es in Thailand sehr, sehr viel weniger Zuglinien gibt als beispielsweise in Deutschland, genauer gesagt, fünf verschiedene Strecken, die von Bangkok aus in alle Himmelsrichtungen verteilt sind. Das hat zur Folge, dass auch sehr viel weniger Züge insgesamt fahren, manchmal wird ein Ort, je nach Größe auch nur ein oder zweimal am Tag angesteuert, umsteigen muss/kann man so gut wie nie, weil sich nur in sehr seltenen Fällen Strecken kreuzen. Das hat zur Folge, dass beliebte Strecken, wie zum Beispiel der Nachtzug von Padang Besar nach Bangkok, sehr schnell ausverkauft sind, wie ich leider merken musste.

Die Website der thailändischen Bahn funktioniert nur so mittel, aber es gibt Alternativen wie z.B. 12go, die reibungslos funktionieren. Aber das hilft natürlich auch nur dann, wenn es freie Plätze gibt, in Thailand darf man ohne vorher ein Ticket gekauft zu haben den Zug nicht betreten. Wenn es auf Anfrage heisst, »ist voll«, hat man Pech gehabt. 
Ob es voll ist, kann man auch auf der Website von 12go nicht im voraus erkennen. Und wenn irgendwo in der Nähe des Wunschtermins ein thailändischer Feiertag liegt, an dem erfahrungsgemäss das ganze Land auf den Beinen ist, dann sollten die Reisenden am besten Monate im voraus buchen. Hab ich nicht, ergo auch kein Ticket im Schlafwagen…

Also sind der der Reisegefährte und ich drei Wochen in der 3.Klasse gereist, in Etappen von maximal 4 Stunden pro Fahrt. Ein weiteres, unschlagbares Argument für die 3.Klasse, neben der Spontanität, ist der Preis. Ein paar mal hab ich beim zahlen am Schalter gedacht, da muss ein Fehler vorliegen, beispielsweise für die Strecke Prachuap Khiri Khan nach Petchaburi kostet das Ticket 31 Baht, das sind ganze 82 Cent! Da kann man nun wirklich nicht meckern, da kann der Zug dann auch mal ne Stunde verspätet sein, ist er in Deutschland ja auch, und da kostet ein vergleichbares Ticket immerhin minimum 30 Euro, und das ohne die Garantie auch zu sitzen. 

Und wie fühlt es sich nun an, das Zugfahren in Thailand?

Mir hat es sehr gefallen. In der 3.Klasse sind die Fenster immer auf, und trotz alterschwacher Ventilatoren, und fast 35 Grad im Schatten, weht eigentlich fast immer eine frische Brise. 
Es geht vorbei an Palmenhainen und Ananasplantagen, im Schrittempo durch kleine Provinzstädte, neben Strassen auf denen Pickups und Mopeds parallel zu den Schienen unterwegs sind. Kinder winken, goldenen Tempeldächer funkeln im vorbeifahren, manchmal hört man das Meer rauschen, und sieht aus dem Abteilfenster einen menschenleeren Strand. 


Eine thailändische Besonderheit ist sicherlich das Essen im Zug, eventuell gibt es einen Speisewagen, den ich allerdings nie besucht habe. Den braucht auch kein Mensch, weil an jedem auch noch so winzigen Bahnhof eine ganze Armada von fliegenden Händler*innen einsteigt, und von eisgekühlten Getränken, über scharfe Snacks bis hin zu Lunchboxen mit Curryhuhn auf Reis, so ziemlich alles angeboten wird, was sich auch nur irgendwie unfallfrei transportieren lässt. Aroy mak mak! Ganz besonders gelungen fand ich die Idee einer gut gelaunten Verkäuferin eine Art mobilen Verkaufstand mit einem Haken am Gepäckfach zu installieren, so ist die Auswahl maximal komfortabel für hungrige Reisende

Thailändisches Bordrestaurant spezial

Im Zug hatte ich übrigens viel mehr das Gefühl mit dem Land verbunden zu sein, als z.B. im Bus. Was vermutlich auch daran liegt, dass die Reisenden mehr Kontakt zueinander haben. Man sitzt sich gegenüber, und auch wenn die Sprache nicht reicht um sich zu unterhalten, so ist die Atmosphäre heiter und gelassen. Manchmal spielen sich allerdings auch kleine Dramen ab, wie auf der Strecke von Chumphon nach Prachuap Khiri Khan, als eine Frau mit einem halben Lastwagen voll Grünzeug den Zug besteigt. Eine endlose Reihe von Gemüsekisten wird durch das geöffnete Fenster gereicht und über den Köpfen der erstaunten Reisenden verstaut. Das findet wiederum der Schaffner garnicht lustig und versucht offensichtlich noch vor Abfahrt des Zuges, die Frau zu überzeugen, die Kisten wieder rauszubugsieren, was nicht gelingt. Es hat was von einem Theaterstück, was sich hier vor den Augen der sehr interessierten Menschenmenge abspielt, aber immerhin mit Happy End. Welche Lösung gefunden wurde hab ich nicht verstanden, aber auf jeden Fall haben am Ende alle ihr Gesicht waren können, und das ist in Thailand das Wichtigste.