Roadtrip: Der Thale Noi Loop (2)

Von Trang nach Phatthalung

Der Botanische Garten von Trang

Der Weg ist das Ziel, was ein Klischee… aber manchmal einfach wahr. Um ehrlich zu sein, wir haben uns sowas von verfahren… Google Maps ist ja schön und gut, aber machmal sind die Sachen auf der Karte eingezeichnet und im wahren Leben, sind sie woanders. Wir wollten einfach nicht die große Hauptstrasse entlang fahren und haben quasi versucht uns querfeldein zu schlagen, nun ja… Aber die Tour hat sich trotzdem gelohnt, winzige Ortschaften liegen idyllisch zwischen Gummibaum PLantagen, die Sonne blitzt durch den dichten Blätterwald, Vogelstimmen sind zu hören und es ist so gut wie kein Verkehr, irgendwann kommen wir dann auch an, und rollen durch ein hohes, rotes Metall-Tor auf den großen, menschenleeren Parkplatz. Kichernde Thaischüler in Schuluniformen verkaufen uns die Eintrittskarten und auf gehts.

Es ist brütend heiss, die Luft flimmert. Wer jetzt einen aufgeräumten botanischen Garten, wie in der deutschen Heimat, erwartet, wird enttäuscht sein, bekommt dafür aber eine Extraportion Abenteuer geboten.

Der canpoy Traim im botanischen Garten von Trang

Der Canopy Trail ist die eigentliche Attraktion. Metalltürme, mit mehreren Etagen, wurden mitten in den Dschungel gebaut. Verbunden mit ziemlich schwankenden Hängebrücken, ermöglichen sie dem Besucher einen atemberaubenden Blick über die grünen Baumriesen. Ich habs ja nicht so mit Höhe…und schon garnicht mit Höhe in Kombination mit wackeln, schleichend bewege ich mich über die sanft schwingenden, knirschenden Stege, der höchste ist immerhin 18 Meter hoch. Stolz, mit Herzklopfen, erreiche ich das rettende Geländer. Schön ist es hier oben, man schwebt quasi über den Dingen und kann sich vorstellen, welchen Blick die vielen Vögel um uns herum haben. Zurück kann ich zum Glück auf dem sicheren Boden zum Parkplatz zurück laufen.

Auf dem Weg zurück gibt es noch einen kleinen, sehenswerten Sumpflehrpfad zu entdecken. Angemooste Betonstege führen durch dichtes Unterholz, vorbei an Orchideen und seltsam gewachsenen Bambussen, und wenn man ganz still stehenbleibt zeigen sich winzige, leuchtend grüne Echsen. Alles nicht so ganz von dieser Welt, oder zumindest der Welt, die uns in Deutschland im Grünen bekannt ist.


Der Thale Noi

Die Tour führt uns am kommenden Morgen von Trang aus in Richtung Phatthalung. Die einzig mögliche Strecke geht über die Route 4, 58 Kilometer liegen vor uns, zum Glück ist nur sehr wenig Verkehr. Es ist Wochenende und wenn überhaupt jemand, dann sind ausflügende Thaifamilien unterwegs. Es ist immer wieder lustig zu beobachten, mit welcher Art von Attraktionen Menschen zu begeistern sind… Kurz nach einer Anhöhe, sehen wir schon von weitem eine lustige Ansammlung von bunt bemalten Betonfiguren neben dem Highway stehen. Der davor liegende Parkplatz ist voll mit Autos. Der Besitzer des minikleinen Kaffees hatte offensichtlich eine sensationell erfolgreiche Idee, Kitsch as Kitsch can. Die selfieverliebten Besucher stehen Schlange um sich mit den riesigen Winkekatzen, quietschgelben Riesenenten oder grinsenden Schafen zu fotografieren, was ein Spass. Es regnet plötzlich wie aus Eimern und so ergreifen wir die Gelegenheit nicht nur den sehr guten Kaffee zu probieren, sondern auch die kreischende Begeisterung der Gäste zu geniessen.

Ich mit Winkekatze

Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir Phatthalung, eine sehr unspektakuläre Provinzstadt, hier gehen die Uhren ganz offensichtlich in Zeitlupe. In manchen Orten bin ich, leider erfolglos, auf der Suche nach der ‚Vorderseite‘ der Stadt, da, wo das Leben spielt, aber ich werde das Gefühl nicht los, Phatthalung hat nur eine ‚Rückseite.

Aber, im Gegensatz zum Ort selber, ist die Lage spektakulär, gigantische Kalksteinberge liegen wie schlafende Riesen mitten zwischen flachen, giftig grün leuchtenden Feldern.

Da sich die Attraktionen in Grenzen halten, abgesehen von einem seltsam verlassen anmutenden Höhlenkloster (Wat Kuha Sawan), lockt uns eigentlich nichts, machen wir uns auf zu einem Ausflug in die Umgebung. Auf der Suche nach einem, angeblich berühmten Handwerkerdorf, in dem 10000nde Kokosnüsse zu Haushaltsgegenständen verarbeitet werden sollen. Wir fahren, und fahren, und fahren, die Strecke ist wirklich hübsch… Aber entweder sind wir einem Hoax aufgesessen oder das Dorf ist umgezogen, kein Handwerkerdorf, noch nicht mal einen Laden mit aus Kokosnuss hergestellten Waren, machen wir ausfindig. Sehr seltsam.

Der Thale Noi

Der Grund warum wir überhaupt in Phatthalung gelandet sind, den kann man zum Glück nicht verfehlen. Der Thale Noi, der See, der meiner Tour den Namen gegeben hat, liegt etwa 25 km entfernt, und ist unser Ziel für den nächsten Morgen. Wir stehen kurz nach Sonnenaufgang auf, denn, so wurde berichtet, am frühen Morgen soll eine Bootstour am schönsten sein. Und schon die Fahrt dorthin macht mich ganz sprachlos vor Schönheit und Anmut. Traditionelle Holzhäuser säumen die, noch leere, Landstraße. Ausser ein paar ambitionierten Radfahrern, ist niemand um diese Zeit unterwegs. Das Licht ist mild golden, tieffliegende Vögel begleiten uns, alles ist noch träge und schläfrig. Menschen stehen, vor sich hin träumend, mit der Zahnbürste in der Hand vor dem Haus, Hunde räkeln sich, das Land erwacht. Fröstelnd drücke ich mich ganz dicht an meinen fahrenden Reisegefährten und plötzlich liegt er vor uns.

Der See, glatt wie eine Glasscheibe, dehnt sich bis zum Horizont, Wolken spiegeln sich in der Wasseroberfläche, unwirklich schön liegt das Gewässer vor uns. Wir suchen uns einen Bootsführer und besteigen ein rot angemaltes, sehr flaches, motorgetriebenes Holzboot. Das ist das einzige Manko, der Motor ist laut und stört ein wenig den Traum von Himmel und Wasser, durch den wir rauschen. Aber der lenkende Mann ist sehr rücksichtsvoll, verteilt Strohhüte als Sonnenschutz, und drosselt die Geschwindigkeit sobald wir unsere Kameras auch nur anheben. Das Wasser ist flach, überall im See verteilt stehen kleine Herden von Wasserbüffeln, eingerahmt von hochwachsendem Gras, dösen sie entspannt bis zu den Nüstern im warmen Wasser, begleitet von kleinen weissen Reihern, die auf ihren Köpfen Platz genommen haben. Wir gleiten vorbei an blutroten Seerosen, es ist so schön, dass es fast weh tut, so kitschig schön. Leider sind wir ein bisschen zu früh in der Saison, es soll einen Zeitpunkt im Jahr geben, irgendwann im Dezember, da ist der ganze Thale Noi bedeckt von blühenden Seerosen. Das ist dann vermutlich so schön, dass man beim Anblick weinen muss… aber dafür hat man den See dann auch nicht fast für sich allein, so wie wir. Nach etwa 90 Minuten ist der Traum vorbei, 400 Baht hat uns der Spass gekostet und es war jeden einzelnen auch wert. Beglückt treten wir die Heimreise gen Phattalung an.

Where to find:

  • Botanischer Garten in Trang, Route 404, etwa 10 km südlich des Trang Airport
  • Übernachten in Phatthalung: City Park Hotel
    Grosszügige, klimatisierte Zimmer, leise. Sehr freundliches Personal. Doppelzimmer ca. 20 Euro.

Und in der nächsten Folge erzähle ich euch von meiner Reise von Phatthalung gen Süden nach Songhkla, einer überraschend interessanten Kleinstadt mit wilden Affen, einer melancholischen Begegnung im strömenden Regen und einem roten Museum.


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